Mein Erdkunde-Lehrer war gerne Deutscher. So gerne, dass er uns neben der Erdkunde-Zensur auch eine für Rechtschreibung gab und in seiner Freizeit für die Reinheit der deutschen Sprache focht. Für Anglizismen gab es Abzüge. Omnibus sollte es heissen, statt dem verkürzten ‚Bus‘, denn der sei schließlich für alle da.
Das Lineal hieß Richtscheid.
Punkt hieß Tupf, Komma Strich. Semikolon Tupf-Strich.
Heute noch klingt Semikolon für mich nach reiner Rebellion:
Heeger ruft den Deutschen zu: „Trennt euch doch von der Toilette, werft ab der fremden Sprache Kette und strebt fortan dem Zwehlchen zu, dann findet mein Gewissen Ruh! So mahnt der Muttersprache Pfleger. Verbindlichst grüßt Ihr Heinrich Heeger.“
Nicht nur als Vereinsvorsitzender, sondern auch hauptberuflich kann sich Heinrich Heeger als „der Muttersprache Pfleger“ betätigen: Er lehrt an einem Gymnasium in Hamburg-Othmarschen Deutsch und Erdkunde. – Der Spiegel, 46/1970
(Ajatollah nannten wir ihn wegen seines weißen Rauschebartes. In Erdkunde hatte ich immer eine 2. In Rechtschreibung eine 4. Dagmar hatte eine 6, weil sie gelacht hatte, aber das ist eine andere Geschichte)