Location: HH-Dammtor
Bahnsteig für Fernzüge.
1 Grad Celsius, HHer Nieselregen
Ich warte auf den ICE nach Berlin. Angezeigt sind 34 Minuten Verspätung. Und während ich noch überlege, mich noch mit etwas Reiseproviant einzudecken, geschieht ein modernes Wunder: Die Verspätung verringert sich. 30 Minuten, 24, 20. Ach nee, jetzt doch nur 15.
Ich bin baff und froh, dass ich hier stehen geblieben bin. In einem Paralleluniversum stünde ich jetzt ahnungslos an einer Kasse, während die gelangweilte Aushilfe zum dritten Mal den Strichcode meiner Flipstüte scannt.
Dieser außergewöhnliche Zug wird in Dammtor in Rekordgeschwindigkeit abgefertigt, als ein junger Mann – underdressed für HH, overdressed für Berlin – doch noch noch mitwill und dafür auf den grünen Knopf am Zug drückt. Dann hämmert er. Zunächst noch auf den Knopf, dann auf den Zug, dann an das Fenster, hinter dem ich sitze. Der ICE setzt sich in Bewegung. Ich versuche ein mitfühlendes Gesicht aufzusetzen.
Dann fängt er an zu brüllen, und schleudert sein Mittagsmahl vom Schnellrestaurant auf den Bahnsteig. Vor Wut – und mit der Erkenntnis, dass man sich bei der Bahn noch nicht mal auf die Verspätungen verlassen kann.