Ich bin heute etwas früher dran und weil mein Arbeitsweg bündig kurz ist, mache ich einen Schlenker zum Altonaer Balkon, um den Kränen Hallo zu sagen und kurz in die Sonne zu blinzeln.
Außer vier Männern in gelben Westen, die rauchend ihre Eineurojobpause ausdehnen, bin ich allein. Von rechts läuft ein hübscher und akkurat frisierter Hund ins Bild mit braun-beiger Färbung, die super zu Designersofas und echten Dielen passt.
Genüsslich und ein wenig scheu hockt sich der junge Köter vor mich hin und kackt ausgiebig. Als ich mich umdrehe, sehe ich sein junges Herrchen, das zu uns beiden hinüber sieht, ganz kurz inne hält und sich dann gen Cuxhaven abwendet. Der Hund folgt.
Ein älterer Mann mit grau meliertem Haar ruft dem Pärchen Kackwurstfabrikanten hinterher. Es klingt wie „Sie da, junger Mann. Hallo!“.
Der Mann dreht sich um. „Ja?“, fragt er. Seine Körperhaltung und vor allem sein Gesichtsausdruck zeigen, dass er sich natürlich darüber bewusst ist, wieso ihm nachgerufen wurde.
„Sie haben da was vergessen“
„Sie haben da was vergessen“, ruft der alte Mann, seine leicht über seinen Bauch spannende, blaue Daunenweste vibriert ein wenig.
Mißlaunig trottet der junge Mann mit Hipstermütze und roter Designer-Hundeleine zurück, um die Kackwurst aufzuheben. Ein lang gezogener Zischlaut entfährt seinem Gesicht, als er den schwarzen Beutel mit dem Corpus Delicti entsorgt. Ich meine „nschönentagnoch“ verstanden zu haben.
Als der Mann mit seinem vor Lebensfreude herum springenden Hund weiter zieht, bleibe ich mit dem Kackwurstpolizisten zurück. Ich bin ein wenig erschrocken, stehe auf und gehe zu Fuß ins Büro.
Die Sonne scheint von hinten schon warm auf meine blaue Daunenjacke.
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