„Es ist alles gut“.

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Als ich den Raum betrete, in dem Du seit drei Wochen wohnst, atmest Du einen vorletzten Zug von dieser Welt.

Eine kurze Pause, die ewig erscheint, ich streichle Dir die Wange und sage das, was alle sagen, die beim Abschied zurück bleiben: „Es ist alles gut“.

Einmal wendest Du noch den Kopf, ein letzter Atem verlässt Dein krankes Haus. Ist es vorbei, nun? Ist es aus?

Ja. Du regst Dich nicht mehr. Das merke ich erst nach einer Weile, als nichts weiter passiert. Deine Hand ist noch ganz heiß. Ab und an, glaube ich, hebt sich Dein Brustkorb, doch in Wahrheit tut er das nicht.

Falls jemand fragt, es war halb zwei. Keine Ahnung, ob das wichtig ist, dass das jemand weiß.

Ich mache das Fenster auf und lasse frische Luft hinein und Dich hinaus.

Nach einiger Zeit kühlt Deine Hand merklich ab. Die selbst und so lange erzeugte Wärme verlässt Deinen Körper.

Es ist still. Beinahe. Nebenan guckt ein Todgeweihter RTL2, ansonsten ist es sehr still. Draußen begrüßt eine Amsel den Frühling.

Ich bleibe noch eine Weile neben Dir sitzen, singe ein Matrosenlied, das schon lange in unserer Familie wohnt; rund Kap Hoorn und wedder retour.

Es kommt lange niemand. Hier herrscht keine Eile, wozu auch. Du bist den Zwängen des Notfalls, der Zeit an sich entzogen; endgültig.

In Hamburg ist für heute kein Regen angesagt, es bleibt wohl trocken.

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