Marzipanmond

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Mandelsplitter bohren sich durch sein Herz. Süß und schwer. ### Links von ihm flüstert eine vertraute Stimme die Wettervorhersage. Ich kann nichts mehr essen, nichts Süßes mehr sehen. Bedauern überfällt ihn – so plötzlich, dass er anfängt laut zu lachen. Zuviele. Sie waren zuviele.

Beim besten Willen, das hält sein Herz nicht aus.

Ohren kann man nicht verschließen, immer dringen sie hindurch. Lenken ab, rufen und wollen, mahnen und zetern. Immer wieder, immerfort. Nachts, wenn die Kräne am Hafen schreien, ist es besonders schlimm.

’Was kann ich denn dafür, dass ich so bin?’, schreit er dann in Richtung Vollmond. Der ist dumm, strahlt stumm und leuchtet ihm mild mitten ins Gesicht. Antwortet nie (St. Pauli).

Schweiß und Leidenschaft verdunsten in seinem Orbit. Nichts und Niemanden kann er halten. Wie der Mond ist er immer derjenige, der angezogen wird. Hat selbst zu wenig Kern, um festzuhalten.

Sie bewundern seine Second-Hand-Gedanken, die er zu ihnen schickt wie der Mond das Sonnenlicht: Gespiegelt in totem Staub, viel schwächer als das Original. Seinem Feuer beraubt und abgekühlt. Nur nachts nimmt man ihn ernst, wenn die lebendigen Geister ruhen.
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Rot ist die Farbe von Marzipan.