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Auf Reisen

Nicht Amerika

Long Island, im März 1981.

Mit 13 Jahren besuchte ich meinen Onkel und meine Tante in den USA.

Sie lebten mit meinen beiden Cousins in einem Schlafdorf vor New York City im beschaulichen New Jersey. Morgens las ich in der New York Times, die mein Cousin und ich vorher ausgetragen hatten, einen Artikel, den ich bis heute nicht vergessen habe.

(Ich fand das so cool, die Zeitungen vom BMX Rad in die Vorgärten zu werfen — wie im Film. Zum Frühstück gab’s „Peanut Butter Jelly“ Sandwiches und die US-Variante von Karo-Kaffee)

Die Meldung berichtete von zwei Familien, die sich auf Long Island beinahe gegenseitig ausgelöscht hatten. Über einen Streit am Gartenzaun, wie er wohl überall vorkommt, wo Menschen nebeneinander leben.

Nachdem die Munition ausging, sich der Pulverdampf über den schwer beschädigten Häusern verzog, wurde klar: fast alle waren tot. Auf der einen Seite überlebte lediglich ein Kleinkind; auf der anderen die 80jährige Großmutter, die allerdings fleißig auf ihre Nachbarn geschossen hatte, versteckt im Schlafzimmer des Obergeschosses.

Vor Waffen starrend hatten sich die Familien in ihren viktorianischen Villen jahrelang gegenüber gestanden, bis eine Kleinigkeit das Fass zum explodieren brachte.

„Sowas gibt es Deutschland nicht“, beruhigte mich mein Onkel damals. Und ich würde ihm immer noch zustimmen,  allerdings mit dem Hinweis, dass es diese “Kleinigkeiten” schon auch hierzulande gibt, die Nachbarn zu Mördern machen.

„Er nannte mich Wurzelzwerg und wollte einen eigenen Briefkasten“.

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Von Erik H.

Autor + Podcaster; liebt Segeln + den FC Sankt Pauli.
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