Dean und ich sitzen bei Karlo und trinken nebenbei Bier. In der Hauptsache schauen wir den Touristen zu, die wahlweise widerwillig, belustigt oder ein wenig verschämt den umfunktionierten Sonnenschirmstil mit ihrer Tischnummer hochziehen, damit sie endlich bedient werden.
Das peinliche System hat sich Karlo ausgedacht. Dean meint, aus Boshaftigkeit, so wie Karlo überhaupt alles mit einer tief sitzenden Boshaftigkeit macht. Auch die Sachen, die er als gut vermarktet, wie die blutjungen Mädchen, die er angeblich persönlich anlernt. Die meisten bleiben nicht lange, wobei unklar ist, ob sie vor Karlos Avancen fliehen oder den schlappschwänzig geilen Anmachen der Stammgäste. Nur Magdalena ist noch da. Ist Ihre dritte Saison und damit Legende.
„Karlo macht für sie sogar Sitz“, meint Dean und verarbeitet mal wieder seine Lieblingsanekdote über Karlo. Der hatte letzten Sommer eine mollige Dame aus Brandenburg des Lokals verwiesen, weil sie einen Hund dabei hatte, einen Pudel mit deutscher Frisur, der partout nicht sitzen bleiben wollte und dem sie in schneller Abfolge immer wieder „Karlo sitz! zuschrie.
Wir lachen beide, legen noch einen langen Blick auf die still daliegende Ostsee und auf Magdalena, bevor wir uns auf den Weg machen.
Magdalena schaut kurz zu mir rüber, bevor sie sich mit gezücktem Portemonnaie an den Tisch mit der 23 stellt, die Stange emporgereckt, Ungeduld in Höchstform.