Newsletter sind sowas wir die „Hits aus den 80er, 90ern und dem besten von heute“ des Internet, oder wie man eben auch heute sagen muss: dem freien Internet. Sie waren schon immer da und wie ein guter Song über einen gewissen Sonny wandeln sie ihre Gestalt und bleiben doch immer gleich.
Vor genau zehn Jahren überlegte ein Kollege im traditionsreichen Verlagshaus am Speersort, wie man der gerade gestarteten Hamburg-Ausgabe seiner Zeitung ein begleitendes digitales Äquivalent verpassen könnte und kam auf die Idee, einen Hamburg Newsletter zu starten. Die Hamburger Elbvertiefung.
Ich trieb mich als Blogger auch gerade da rum, und weil man Mark erzählte, dass ich mich für alles Digitale interessiere und für den FC St. Pauli, lud er mich ein, in diesem Letter mitzuschreiben und meine Ideen einzubringen.
Newsletter, das waren bis dahin meist Listen von Teasern, die ihre Leserinnen auf tolle Angebote locken sollten, immer aus dem Newsletter raus. Das wollten wir anders machen. Hatte man die EV gelesen, wie sie schnell intern hieß — auch Journalisten lieben Abkürzungen — sollte man nirgendwo hin müssen, es sei denn, man wollte Themen „vertiefen“.
Wie Blogs auch einen Host haben, einen menschlichen Absender, sollte auch die Elbvertiefung ein persönliches Intro bekommen. Das ist immer noch der beste Teil, finde ich bis heute.
Blogs und Letter wie dieser, sind ja auch persönliche Erinnerungen an ehemaligen Neuigkeiten aus der Stadt, in der man wohnt. Ich streune manchmal durch mein Archiv und denke, „ach ja, das war ja auch mal“.
Wie wohl ein Hamburg Newsletter aussehen würde, den ich schriebe?
Zwei-Klassen Stinkefinger
(wäre schonmal die Headline)
In Hamburg anderen Leuten den Mittelfinger zu zeigen — insbesondere denen vom rechten Rand — wird in Hamburg mit zweierlei Maß bewertet. Während Udo Lindenberg das ungestraft und sogar von der Mehrheit der Hamburger goutiert, sogar in der Bürgerschaft tun darf, fanden sich vier Senior:innen auf der Anklagebank wieder.
Ob die HHer Staatsanwaltschaft unter Langeweile leidet, ist von hier aus schwer zu beurteilen. Ein Freispruch in 1. Instanz gefiel ihr aber offenkundig nicht.
Zur „Vertiefung“ geht’s hier lang:
https://taz.de/Prozess-gegen-Antifaschistinnen/!6126967
Alles andere als den Mittelfinger zeigt uns gerade das Wetter. „Für die Jahrezeit zu mild“ ist ja taktisch eine gute Nachricht, obwohl eine dunkle Bedrohung mitschwingt.
Heute wird es heiter und mit 15 Grad in Klein Borstel sehr angenehm. Hoodiewetter in Hamburg.
Einen guten Start in den Tag in der schönsten Stadt wünsche ich, und wenn dir dieser Letter gefällt, dann leite ihn weiter oder antworte mit gerne.
PS eigentlich wollte ich noch Helmut Schmidts Aschenbecher unterbringen, der bei der Die ZEIT als Reliquie im Flur in einer Glasvitrine steht, deswegen auch die Überschrift. Aus redaktionellen Erwägungen hat diese Story es aber nicht in das fertige Produkt geschafft. 😉

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