Krähengedanken

Warum Krähen lieber hüpfen statt zu fliegen?, hatte ihn schon immer gewundert. Manchmal hatte er das Gefühl sie taxierten ihn – von der Seite mit einem Auge. Dann hüpfen sie einen halben Auerbach und gucken mit dem anderen Auge.

Und diese Tiere sollen sehr intelligent sein?, weit bringt sie das ja nicht.

Später dachte er wieder an die Krähe, als er in ein rostiges Mikro bei Burger King sprach. Er musste lachen, als er den Whopper mit Käse bestellte. „Mich auch nicht“, lachte er.

Genderst du schon?

„Wie haltet ihr das eigentlich mit dem Gendern?“, fragte eine Freundin der Familie neulich, ü80 und neuerdings Newsletterabonnentin der 500Zeichen .

Es nervt sie im Alltag ein wenig, was ich verstehen kann.

Allerdings, und das besprachen wir auch, gewöhnt man sich schnell daran. Ein paar Glottisschläge später, merkt man die kurze Respektpause garnicht mehr.

Alternativ macht mensch es wie der Kanzler: nuschelt von „Bürgern und Bürgern“. Ein Genderverbot stachelt uns nur an, da warn wir uns einig.

Gölj

Es war früh. Das Watt und der Himmel gingen ohne Horizont ineinander über. Von dunklem in helles Grau.

Noch war niemand unterwegs, er hatte die Stille vor Sonnenaufgang für sich allein, als sein Stiefel im Schlick stecken blieb. So sehr er sich anstrengte, er bekam ihn nicht frei.

Hinter ihm legte etwas seine warme Hand auf seinen Rücken und begann zu singen: „Än göljn as dåt häär foon min Anemaleen, wat san we duch rik heer foon gölj“.

Panik umfasste ihn, denn die Flut war schon nah.

Henry in Berlin

Henry Müller könnte ein amerikanischer Mittzwanziger sein, der aus Paris kommend auf seiner Europatour 1998 das Nachwende-Berlin entdeckt und sein schillernd-schäbiges Nachtleben:

„Der KitKat Club war mehr als nur ein Ort des Vergnügens – er war ein Spiegelbild der menschlichen Natur, ein Ort, an dem die Dunkelheit und das Licht, die Lust und der Schmerz aufeinandertreffen und eine einzigartige Erfahrung schaffen, die mich für immer verändert hat.“

Henry Müller

Ist er nicht; Henry ist ein LLM-generierter Autor, den ich mir ausgedacht habe. Er bloggt unter Berlin-Berlin.de.

„I‘m not even supposed to be here today“

Alles was an den 90ern besonders war, kann man im Indiefilm „Clerks“ von 1995 bewundern.

Die Trostlosigkeit der Vororte in den USA aus denen Grunge entstand. Die Überforderung, zwischen Jugend und Erwachsensein eingezwängt zu sein – die sich über die schnellen Dialoge über Oralsex und Kultur auf den Zuschauer überträgt. Münztelefone, keine Handys. Die nie wiederkehrende Muße eines verlorenen Samstags.

Hab gesehen, es gibt Clerks 3 von 2022. Hab n bisschen Angst, mir den anzusehen.

Was bleibt

Habt ihr euch schonmal gefragt, was von euch, von eurem Wirken in Erinnerung bleibt?

Einen kleinen Vorgeschmack kann man bekommen, wenn man alte Kollegen aus dem alten Job wiedersieht. In meinem Fall blieb dort ein wenig schmeichelhafter Spitzname für einen Kunden.

Obwohl mich dort kaum noch einer kennt, hält sich der hartnäckig. Ein wenig traurig war ich schon, dass nicht mehr haften blieb vom Engagement. Immerhin, etwas blieb — das Erkennen, daß ich keinen Einfluß habe, was.

Random-Glück

Spontan freundlichsein, Fremden gegenüber, macht nachweislich glücklicher.

Immer mal wieder praktiziere ich „RAKs“, wie das in der Soziologie heisst: „Random Act(s) of Kindness“.

Manchmal werfe ich Kleingeld hinter mich oder lege es auf Stufen. Ich stelle mir dann vor, wie sich jemand freut beim Finden.

Heute war ich Empfänger einer solchen spontan-freundlichen Aktion. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich mein Handy verloren hatte, bevor ich diesen Zettel an der Fahrertür sah:

„Handy verloren? Es liegt bei Edeka im 1. OG an der Info :)“

Day of the Dude

In Neuseeland wird man nicht schief angeschaut, wenn man als Religion „Jedi“ angibt, Jediism ist dort als Kirche anerkannt. George Lucas also der erste Mensch, der Blockbuster- und Religionsstifter ist.

Was das über unsere Popkultur-zentrierte Welt sagt, überlasse ich deinem Urteil. Ich habe mich heute zu entspannen und soll schwierigen Gedanken aus dem Weg gehen, wenns geht beim Bowling.

In meiner Kirche ist am 6.3. der höchste Feiertag: „The Day of the Dude“ — und der ist heilig, Man.


Moin, und Dir einen entspannten Tag.

Tatsächlich ist die Church of the latter-day Dude eine in den USA anerkannte Kirche; in vielen Staaten dürfte ich bspw. Ehen schließen, so ganz offiziell mit Urkunde und stilecht mit einem Glas White Russian.

😉

Mondaufgang

Vom goldenen Schein seiner großen Gefährtin beschienen, quält sich der Mond heute aus dem Bett der Nacht.

Selten haben die ungleichen Liebenden viel Zeit zusammen. Es ist eine Stunde vor Sonnenaufgang, als sie sich trennen. Er muss heute eher hoch, rein in den klammen Rest der Nacht; darf auf keinen Fall mit ihr zusammen gesehen werden.

Als er den schützenden Rand des Horizont verlässt, blickt er auf das erwachende Harburg — und wünscht sich sofort, er wäre liegen geblieben.

Stillleben

Als er nach einer Woche Urlaub wieder nach Hause kam, war alles so, wie er es verlassen hatte.

Die Kaffetasse stand noch da, wo er sie hatte auf dem Tisch stehen lassen; nur war der letzte Tropfen inzwischen zur Kruste getrocknet.

Die Tulpen hatten noch eine Weile weiter gelebt, bevor sie sich ihrem Schicksal ergaben.

Still setzte er sich in einen Sessel und begrüsste jeden seiner leblosen Mitbewohner. Ein einseitiger Gruss, der nicht erwidert wird.

Sundown—Gedanken

Eine große orange Sonne geht heute über dem Kap unter.

Die Lebensspenderin schickt letzte Strahlen in mein Gesicht. Sonnenwinde verbinden sich mit den Südwinden, die auf Sylt heute Nacht Orkanstärke erreichen.

Zusammen genommen, spüre ich die zusätzliche Energie beinahe und denke einen komischen Gedanken: nicht weit südlich sehen sie dieselbe Sonne und steigen kurz nach ihrem letzten Gruss in ein Schlauchboot.

Mit der einzigen Hoffnung: sie morgens wiederzusehen.

PS Spende: https://mission-lifeline.de/

Pao Pao

Was ich ganz cool finde, in dieser Strandbar an der Platja de Palma auf Mallorca werden keine Promis verewigt, wie bspw im Danmark Hotdog auf der Reeperbahn — Otto malt Otti-Fanten.

Hier sinds stinknormale Touris aus inzwischen mehreren Jahrzehnten. Kurze Momente der Sangria-seeligen Auszeit vom Kohl-Deutschland der 90er bis zu modernen Undercuts mit S04-Bierbauch. Echte Menschen mit echtem Durst.

Ist mir sympathisch, auf eine Art und Weise, die mal keinen Distinktionsgewinn braucht. 😉