Ikonen

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Photo credit: Sebastián-Dario on Visualhunt.com / CC BY-NC

Diese Woche ist eine der Ikonen des Fussballs gestorben, Armando Diego Maradona. Nun, eigentlich ist nur der Mensch gestorben, der mit seiner aussergewöhnlichen Art Fussball zu spielen, dieser Ikone erst leben eingehaucht hat. Die Ikone selbst lebt natürlich weiter. Ist vielleicht jetzt, da der Mensch nicht mehr stört, lebendiger und größer, als je zuvor.

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Was muss das für ein Gefühl sein, von anderen Mitmenschen und Zeitgenossen in den Olymp gehoben zu werden. Zuerst ist es bestimmt toll. Aber irgendwie sehnen sich diese Wesen doch nach der guten alten Erde zurück, nehmen dafür Drogen und Abstürze in Kauf. So sehr wollen sie von da oben wieder weg.

Und da macht es meiner bescheidenen Erkenntnis nach auch keinen Unterschied, welcher Herkunft diese Ikone ist. Maradona kam aus armen Verhältnissen, Che Guevara war Bürgersohn. Und Massenmörder. Trotzdem taugt er bis heute zur Ikone.

Das 1960 von Alberto Korda aufgenommene Portait des zum „Commandante“ gereiften Arztes ist unverlassbare Heimat der Ikone, die dem lebendigen Che längst entrückt ist. Selbst mit dem Kommunismus hat diese nicht mehr viel am Hut. Man kann Eiscreme und Strampler ihr verzieren. Dass auch dieser Mensch aus Argentinien kam, spielt keine Rolle mehr.

Ikonen sind dabei ziemlich machtlos. Sie können aufgeladen und wieder entladen werden. Bei Che Guevara, dessen kubanische Tagebücher mich wegen der Kälte faszinieren, mit der dieser Mensch anderen das Leben genommen hat, obwohl er als Arzt schwor, eben dieses zu schützen, hat mir die Ikone gleich mit vergällt. Anderen ist das egal. Sie laden Che mit dem reinen Widerstand auf, den sie dann auf Pegida-Demos tragen. Guevaras ikonische Fotografie auf den Bauch gedruckt. Er kann sich nicht mehr wehren, der Brutalisnki schweigt. Die Ikone wirkt.

Wissenschaftlich klingt das dann so: „Pop-Ikonen bilden einen eigenen diffusen Horizont von Bedeutungen aus, der sich als Stil- und Design-Phänomen niederschlägt, so dass sie sowohl in eine ökonomische wie symbolische Zirkulation eingestellt sind. … Polit-Figuren wie Mao Tse-Tung oder Che Guevara, selbst Adolf Hitler, können zu Bild-Zeichen werden, die im populärkulturellen Gebrauch zu reinen Stil-Figuren absinken, die ursprüngliche Repräsentanz als Vertreter kultureller, ideologischer oder politischer Richtungen einbüßen und zu allgemeinen Indikatoren von Lebens- und Welthaltungen werden.“ Lexikon der Filmbegriffe der Uni Kiel

Mir scheint es so, dass Ikonen gemeinsam haben, dass sie immer auch fehlbar sind, menschlich Fehlerhaft oder sogar Böse. Maradonas bizarre Auftritte auf den Rängen der letzten WM sind mir da noch gut in Erinnerung. Und werden bald verblassen. Während die Ikone überlebt, herausgelöst aus der Zeit, die sie prägte.