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Unfreiwillig Peripherie

Wir leben an der Peripherie — neuerdings und getriebenermaßen (lange Geschichte, zuviel „auto“ zuwenig fiktional, deswegen nur am Rande Thema hier).

An der Peripherie gelten andere Gesetze als mittendrin.

Ich war gestern in Altona, ein paar vertraute Dinge abklappern: Die Hausärztin, den Briefkasten, die Apothekerin, die von streng auf lustig nur Millisekunden braucht, und am Schluss ein Korean Fried Chicken im BOK am Bahnhof (das ist sooo lecker und sooo schwer verdaulich). Da ist es mir wieder aufgefallen, wie anders das Leben hier fließt.

Schneller, übergriffiger, energiereicher, rast es an mir vorbei.

In Altona kann man sich der Welt nicht entziehen. Man steht mittendrin, wird umzingelt — always connected. Der Bahnhof und der Hafen, die diese einst als Nordeuropas Zentrum der Aufklärung bezeichnete Stadt mit dem Rest der Welt verbinden, verstärken den Fluß. Accelleriertes Leben.

Zurück in der kleinen Stadt an der Peripherie fällt er ab, der Stadtdruck. Und macht einer ruhigen Unbeteiligung Platz.

Einer Pseudo-Gewissheit, dass sich Dinge nicht ändern, und wenn doch dann hier zuletzt.

Ein Trugschluss natürlich.

Im Kultroman „Generation X“, der mir vor kurzem (beim Umzug) wieder in die Hände fiel, ist die Flucht an die Peripherie nicht erzwungen, sondern bewußt gewählt.

Um dem Wahnsinn der Welt zu entkommen, in der schon damals irrigen Annahme, daß man dort vor ihm sicher sei.

„Wir leben unser kleines Leben an der Peripherie; wir sind an den Rand gedrängt, und es geht etwas Wichtiges vor, an dem wir lieber nicht teilnehmen wollen. Wir haben Stille.“

GENERATION X, Seite 21

Ich frage mich, wie lange ich dem widerstehen kann, mich der heimeligen Ordnung der Peripherie zu ergeben. Ob ich dann auch CDU wählen werde? – just kidding 😉 –

Man müsste mit coolen Leuten sich die Peripherie erobern — so wie in Generation X, denke ich noch, bevor ich mich wieder an die Vodafone Hotline hänge. Ein Telekomtechniker hat mutwillig unsere Leitung gekappt.

Ohne Internet ist die Peripherie schonmal scheiße, soviel steht fest.

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Von Erik H.

Autor + Podcaster; liebt Segeln + den FC Sankt Pauli.
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