Blankeneser klaun

Geklaute Blumen aus Blankenese

Meine Omi wäre stolz auf B. gewesen. B. hatte mir beim Abendbrot erzählt, dass sie am Bahnhof Blumen geklaut hat. Dabei hat sie plietsch gewartet, bis die Fahrgäste in den Zug, aber noch nicht aus dem Zug steigen konnten.

Meine Omi kam aus Blankenese und hat mir von kleinauf weisgemacht, dass geklaute Blumen die schönsten sind. Eigentlich erwartete sie sogar, dass wir an ihrem Geburtstag durch die Gärten streifen oder unschuldig-guckend durch den Park schlendern (ist inzwischen wohl verjährt) und ihr die schönsten Blumen pflücken.

„Blankeneser dürfen das“, hat sie gesagt und dabei immer gelacht.

Das Klauen gibt’s offensichtlich in Blankenese immer noch — auch bei den zugezogenen, reichen Leuten. Nur klauen die Wein und Rinderfilet, wie das Hamburger Abendblatt berichtet.

》Die Frau, die Rinderfilet im Wert von 30 Euro im Kapuzenpulli hatte mitgehen lassen. „Sie sagte allen Ernstes zu mir, ich könnte einer guten Kundin wie ihr ja wohl Natural-Rabatt gewähren.“ Und der Mann, der drei Rotweinflaschen für je 15 Euro entwendet hatte. „Er antwortete auf meine Frage, warum er nicht den Fünf-Euro-Wein genommen und mir dadurch weniger geschadet hätte, er könne seinen Gästen keinen billigen Wein vorsetzen.“

Ich bin mit Omi einer Meinung: Blumen für Omis sind ok. Das allerdings können keine echten Blankeneser sein, die Købmands im Treppenviertel beklauen, weil sie Angst vor dem Urteil ihrer Nachbarn haben.

(Nachbarn sind in Blankenese sowieso ein besonderes Thema. Anders als in den Bauerndörfern drumrum, gab es im Treppenviertel schon immer wenig Platz. Da hat man sich arangiert oder ignoriert. Seit 50 Jahren wird sich auch fröhlich verklagt – und wer mehr Geld hatte, konnte eben weiter hoch in der Prozesskette streiten. Gegrüßt hat man sich aber trotzdem – oder beim Osterfeuer zusammen aufgebaut und das Holz gegen andere Feuer verteidigt – aber das ist eine andere Geschichte)

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Fediverse reactions

2 Antworten

  1. @erik
    Blankeneser generell zu verurteilen finde ich kritisch ;).

    Es ist aber offensichtlich, dass Reiche augenscheinlich meinen, dass Sie mehr Regeln brechen dürfen, als andere – und dann auch noch mit weniger Strafen davonkommen.

    Das ist eine ernstzunehmende Schieflage der Gesellschaft und eine echte Gefahr.

    Kaum ein anderes Gefühl ist so stark wie der Gerechtigkeitssinn, bzw. das Gefühl ungerecht behandelt zu werden.

    #blankenese #hamburg #sozialegerechtigkeit #gesellschaft

    1. Als Blankeneser darf ich Blankeneser dissen – auch die reichen 😉

      Ansonsten bitte ich darum, meine Kolumnen nicht zu boerernst zu nehmen… Sie sollen zum Denken anregen. Höchstens. Eigentlich sollen sie nur unterhalten 🙂

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