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Alternative Literatur

Links, ein Baum

Er war groß, hatte dunkle Haare und war ein schöner Junge. Ein außergewöhnlich schöner Junge. Als er gegen die Eiche krachte, blieb dem Baum eine Wunde, die mir noch jahrelang ins Auge fiel, wenn ich die Elbchaussee in Richtung ‚Stadt‘ fuhr.

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Alternative Literatur

Heute Morgen am Hamburger Flughafen

Heute Morgen am Hamburger Flughafen: eine ältere Dame fragt die Frau am Boardingcardcheck, wo sie hin muss. Die Gefragte schaut die Dame gelangweilt an (offenbar keine Viefliegerin, sie hat nur ein Stück Handgepäck) und entgegnet, ohne das rhythmische Kaugummikauen zu unterbrechen: „Folgen Sie einfach der Masse da“ #airport #hamburg #reallife #ecritureautomatique

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Von der Scham überwältigt

Von der Scham überwältigt, bricht beinahe die Stimme. Nun schauen sie alle zu mir. Zu spät; jetzt muss es raus. Wieder und wieder: ‚Entschuldigen Sie die Störung, ich lebe derzeit auf der Straße und …‘ – warum nur spüre ich keine Routine? Die meisten Menschen im Waggon scheinen eine zu spüren, routiniert lassen sie meinen Hilferuf über sich hinwegziehen‘ #hamburg #homeless #sbahn #ecritureautomatique

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Zurückbleiben bitte

„Zurückbleiben heißt Zurückbleiben“, bellt der Fahrer der U1 durch seine altersschwachen Lautsprecher. Ich bleibe vor Schreck stehen und verpasse so den Zug. Traurig blicke ich den Waggons hinterher, als sie im Tunnel verschwinden. Ein unachtsam weggeworfenes Einwickelpapier wird gegen seinen Willen hinterhergesogen. Immerhin, den Zurückgebliebenen gehört nun für ein paar Minuten der ganze Bahnsteig. #ecriture […]

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Jeder Atemzug, So einzigartig wie ein Flügelschlag. Und der Himmel schweigt

Jeder Atemzug,
So einzigartig wie ein Flügelschlag.
Und der Himmel schweigt
#ecritureautomatique

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Aufstehverbot

Es ist ein nasskalter Tag, die Wolken hängen tief über den glänzenden Dächern der Stadt, als ich mich gegen Mittag aus dem Bett schäle. Das Herunterwerfen meiner Decke war schon eine Überwindung, das Heraussteigen aus der Mulde, in der ich die letzten 12 Stunden verbracht habe, ist eine Quälerei. Statt Tanzverbot sollte es am Karfreitag […]

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Alte Zöpfe

Alte Zöpfe #ecritureautomatique – Kehraus, alles muss raus. Das globalisierte Schweden wirft Bäume aus dem Fenster. Nadeln verkletten mein Haar, wie Konfetti bei der Einlaufparade. Alt ist das nun, was gestern noch lila strahlte. Raus damit; aus Herzen und Köpfen.
Nur meine Gärtnerin mahnt, ‚lass die alten Blütenstände stehen, sonst wissen die Neuen nicht, wie sie sich entfalten sollen‘. #garten #hortensie – stoisch streben sie immer noch gen Himmel. Der kalte Ostwind zerrt an ihnen, immerfort. Einsame, tapfere Platzhalter.

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Marzipanmond

Mandelsplitter bohren sich durch sein Herz. Süß und schwer. ### Links von ihm flüstert eine vertraute Stimme die Wettervorhersage. Ich kann nichts mehr essen, nichts Süßes mehr sehen. Bedauern überfällt ihn – so plötzlich, dass er anfängt laut zu lachen. Zuviele. Sie waren zuviele.

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Plug-off

Wenn ich mir die Ohrstöpsel in die Ohren lege und die Musik anschalte, dann verwandelt sich die tristeste Umgebung in eine Filmszene. Langsam weben sich Sound und das vorwinterliche Deutschland zu einem Track, der ertragbar ist. Ich schaue hin, höre zu, wie die Landschaft an mir vorbei zieht. Zwischen meinen Ohren trifft die Information aus […]

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Q

Ich bin nicht weg. Ich bin noch da. Überall. Geronnen in roter Zeit. Eingewoben in Geschichten findest du mich. Ich schminke mich auf dein Lächeln, wenn ihr jubelt. Ich singe mit, jedesmal. Schimpfe, rauche, verzeihe. Wetten? Ich bin nicht mehr hier, aber immer da. Q.

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Immer. Immer noch.

„Würde mich interessieren,  ob Du mich noch liebst?“ „Wozu?, um mir wieder das Herz zu brechen?“ „Ja. Ich kann nicht anders „

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Stark

Die Kälte des Winters steckt noch in allem, trotzdem die Sonne heute morgen schon viel Kraft hat. Die Muffigkeit verfliegt langsam und nun warte ich darauf, dass auch die Traurigkeit vergeht, die ich in den dunklen Tagen aufgesogen habe, wie Wolle den Kerzenwachs. ## Eine kleine Meise klaut sich Stroh aus meiner Fussmatte. Ihr hellblaues […]