Champagner Renette meets Miami Vice

Nachts wirds frisch mit sechs Grad. Ein eingedrehtes Tief dreht sich mit viel Wind um sich selbst und schickt lange Bänder Regen über das platte Land an der Elbe.

Windräder sind die einzigen, die das freut.

B. war gestern draußen spazieren und hat mir einen kleinen grünen Apfel mitgebracht, einen vergessenen, den die Plünderer am Apfelweg bei Tornesch vergessen haben.

„Champagner Renette“ klingt eher nach St. Pauli Nachtklub in den 70er Jahren; schmeckt aber frisch und lecker obwohl die Essreife erst im Februar einsetzen soll.

Ich muss an meine Großeltern denken, die ihre Äpfel noch in großen Kisten unter der Kellertreppe eingelagert haben. Irgendwann, als ein säuerlicher Geruch hoch in die Küche stieg, hat meine Oma die meisten weggeschmissen, weil kein Mensch soviel Apfelkompott essen kann.

Dann kamen die 80er und kein Mensch, den ich kenne, hat mehr Äpfel eingelagert.

Dafür haben wir ferngesehen. Meist US-Serien, von denen ich einige total vergessen habe, andere zu meinem Soundtrack gehören.

Bemerkt habe ich mein Verdrängen, als ich gestern an einem schönen Netflixabend (Dark Winds ist sehr toll und spielt auch in den lange verschollenen Siebziger Jahren in New Mexico – und es gibt noch 2 Staffeln zu gucken, Hoka He ;)) eine Stunde ranhänge, um die Zeitumstellung auf Normalzeit zu kompensieren. Bei Youtube findet der Algorithmus ein Video mit lauter Vorspännen von 80er Jahre Serien. Toll.

Ix war auch auf Youtube unterwegs, ein kurzes Jahrzehnt weiter. Bei ihm geht’s um Nirvana und Kunst, um Stil und Regeln — und den tollen Gedanken, dass Kunst erst Regeln definiert, bis sie wieder gebrochen werden um neue Kunst zu erzeugen.

Aufmerksame Leserinnen bemerken ja, wie ich mich in letzter Zeit winde, versuche, meinen Stil, meine eigenen Regeln, mein Format zu finden zwischen Bloggen, Literatur und Segelabenteuern. Vielleicht ist die Suche, das Mäandern ja mein Weg?

Mein Freund Christian hat einen Roman veröffentlicht, da hat er mir schonmal was voraus; herrlich schwul und mit allerlei Beschreibungen aus einem längst verschwundenen Hamburg.

Die Klubs durch die Christians Protas ziehen, kenne ich auch noch. Das Or oder das Edeka (wurde das so geschrieben?), oder das FRONT ein wenig aus der Stadt raus in Richtung Berliner Tor.

Christians Newsletter möchte ich euch empfehlen. Manchmal überfordert der ein wenig, und manchmal nickt man wissend, weil sich Erfahrungen überschneiden.

„Pop-Literatur“ – solche zu verfassen mühten sich viele in den 90er Jahren. Manche ordneten Christian Kracht dem Genre zu, andere auch Rainald Goetz („Subito“, „Rave“); als eine Art „Vorzeigeautor“ feierten Rezensenten Benjamin von Stuckrad-Barre für sein Romandebut „Soloalbum“. Ich bin nie allzu weit vorgedrungen in diesem Werk und hatte, vielleicht zu Unrecht, eher den Eindruck, dass da jemand eine banale Hetero-Liebesgeschichte dadurch zu „Pop“ erklärte, dass er Oasis-Titel über die Kapitel schrub.

Mir fielen vor ein paar Jahren Kolumnen eines Popliteraten in die Hände, die quasi ecriture automatique waren und für die der Mann 25.000 Mark im Monat von der stern Redaktion bekommen haben soll.

So stelle ich mir das ja auch vor. Vorher muss sich aber so etwas einstellen, was Rick Rubin mit „dem eigenen“ beschrieben hat. Der eigene Stil, die eigene Kunst. Und sich jemand finden, der dafür bezahlen möchte.

Es ist Herbst und ich zweifle mal wieder.

„Beim Bloggen geziemt es sich auf andere Blogger zu verweisen“, schrieb ich vor beinahe 20 Jahren Sven Regener, als dieser anfing das Release einer Element of Crime Platte zu promoten.

Seine Plattenfirma fand, es sei eine gute Idee, darüber zu bloggen und hat ihm einen Blogger gesucht, der ihm zeigt wie das geht. Nach nur zwei Posts hat er mir gezeigt, wie das geht — und aus seinem Geblogge noch n Buch gemacht.

Vielleicht sollte ich mich mehr an meine eigenen Tips halten.

Macht euch n schicken Sonntag. Ich stöbere heute durch Blogs und bastel mir eine Blogroll, eine Liste von Blogs, die ich euch empfehlen will.

Auch wenn sich Bloggen langsam wie Äpfel-einlagern anfühlt in Zeiten von KI und TikTok.

PS Mikroformate zu (er)finden ist auch toll.

TIL: ist die Abkürzung für „Today I Learned“. Und wird vielleicht ein Teil dieses Blogs.

TIL: Dirk Benedict, der Starbuck in Kampfstern Galaktica spielt (und im A-Team), ist dieses Jahr 80 Jahre alt.

https://norden.social/@ring2/115436919833664033

PPS Das Kommando Monika Sundermann hat angerufen, Bloggen kam in diesem Text zu oft vor. Sie müssen mir zwei Punkte abziehen.

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