Immer Probleme

“So, jetzt löpt se wedder”, sagt der eine Fischer zum anderen.

“Woran lag es denn”, fragt Fischer eins, “dem Ölfilter?”

“Nö”, antwortet Fischer zwei.

Fischer 1: “Dem Dieselfilter?”
Fischer 2: “Nö.”

Fischer 1 (nun ein wenig ernergischer): “Dem Seewasserfilter?”
Fischer 2: “Jo”.”

“Siehste”, sagt Fischer eins, “mit den‘ gibt’s immer Probleme. Hatte doch Wolfgang mit seinen Deerns auch gerade.”

“Kubicki?”, fragt Fischer zwei.
“Jo”, sagt Fischer eins und ergänzt: “mit den‘ auch”.

Pomade

Früher war ich gerne mit den Außenseitern meiner Schule zusammen, ich war ja als #Stotterer auch einer.

Neben den rauchenden Gruftis, den armen Jungs aus Osdorf (echt Klischee, wie in Breakfast Club ;), gab es auch einen Rockabilly mit ebenholz-schwarzem Haar, das Tag und Nacht mit Pomade in Form gebracht wurde. Diese Pomade roch ganz besonders. Nach dem Abi haben wir uns irgendwie aus den Augen verloren.

Im #Sommer war ich bei einem Friseur in Sønderborg — da roch es genauso.

Sternensinn

Ich habe vor Kurzem einen Clip auf Instagram gesehen, der so schnell vorbei rauschte, dass ich mir nicht merken konnte, wer diesen bemerkenswerten Satz sagte: “Es gibt ca. 250 Mrd. Sterne in der Milchstraße — und doch nur eine kleine Anzahl Wesen, die ihnen eine Bedeutung geben, wenn sie nachts das helle Band am Himmel betrachten, in das Sagitta A. Ihre Sonnen zwingt.

Uns Menschen. Nichts vergleichbares, das Sinn verleihen kann. Verschwinden wir, sind Sterne bloß Haufen im Nichts.”

Gründeln

B. und ich sitzen an dem kleinen Strand, der die Hafenmole vom Kurstrand trennt. Die Menschen im kleinen Dorf an der #Ostsee nennen ihn ‚Bermuda Dreieck‘.

Heute sind wir allein. Die Sonne scheint; mit dem Westwind treiben zwei Enten den Strandsaum hoch und gründeln grünes Seegras von den Steinen. Synchron heben sie ihren Stert in die Luft. “Fast wie ein Ballett” ruft B. Neben ihnen schwimmt eine Möwe und ahmt sie nach. Ihr erster Versuch sieht noch sehr unbeholfen aus.

Kalter Kaffee in Kolumbien

So ungefähr einmal im Jahr überlege ich, mir eine Kaffeemühle anzuschaffen. Eine, die Bohnen in Espressopulver verwandelt und die Luft um sich herum gleich mit.

Und beinahe jedes Jahr verwerfe ich die Idee wieder. Zu umständlich.

Gestern traf ich G. zum Kaffee. Sie ist gerade aus Kolumbien zurück. Dort sei der Kaffee schrecklich, weil alle guten Bohnen nach Europa reisen. Für Kolumbianer blieben nur die schrumpeligen. Und gemahlener Kaffee sei die Pest.

Nu überlege ich wieder.

Negatives Tropenfieber

Woran merkt man eigentlich, dass man sich eine Tropenkrankheit eingefangen hat?

„Man sollte schonmal in den Tropen gewesen sein. Am besten kürzlich“, sagt M. auf meine komische Frage.

Ich glaub ich hab das Gegenteil von Fieber. Mir ist kalt, trotz 21 Grad am Morgen. HHer Hochsommer eigentlich.

Auch wache ich so früh auf, das ich seit Wochen den Wecker verpasse, weil ich schon wach bin. Ist mir zu hell zum Schlafen. Oder zu warm. Schade, hab grad n neuen Ton: „Sunrise“ heißt er.

https://steadyhq.com/de/blogfrei/about

#500zeichen

Heute nur Scholle

Morgens um 8:00 trudeln die Fischer langsam ein; ich merke das an den schlurfenden Schraubengeräuschen, die mich – zuverlässiger als ein Wecker – aus der Koje treiben.

Am Fischersteg stehen schon die ersten Kunden. Heute werden sie wieder nur Klischen und Schollen bekommen, wie schon seit Monaten.

„Heute kein Dorsch?“, fragt einer. „Heute nicht, die ganze Saison noch nicht“, antwortet der Fischer. „Und wenn, dann nimmt er ihn mit nach Hause“, ergänzt ein anderer.

#500Zeichen #Morgenseiten

Kieler Arie

Heute erst um 10:00 Frühstück. Das Pfeifkonzert der Vögel erinnert mich an eines, das selten ist in diesem stillen Hafen.

Es ist Kieler Woche. Von Gegenüber aus Schilksee wehen Bässe herüber. Doch etwas gesellt sich zum Wummern dazu. Wolfgang hat Gäste an Bord. Einer übt Opern, denn er singt katzenhaft-operesk die Nationalhymne. Vietnam schießt derweil den Anschlusstreffer, als Sascha zum Finale ansetzt.

Wusste gar nicht, dass der Ex-Star Klingonische Arien kann 😉

#500Zeichen #Morgenseiten

Bummswach

Vier Uhr ist mein neues sieben. Bummswach drehe ich mich um. Aus dem Schlafland vertrieben lausche ich nach draußen. Eine Taube im Stimmbruch gurrt ausdauernd. Mehrere kleinere Vögel antworten, ihren hohen Stimmen nach klein – ich weiss nicht viel über sie, kann ihre Sprachen nicht erkennen.

Es ist der Tag vor Mittsommer. Die ewige Nummer zwei unter den längsten Tagen. Als ich aufstehe, sehe ich über dem Hafen die Sonne aufgehen.

500 Zeichen am Morgen

Der Morgen passt in 500 Zeichen, oder besser: passt der erste Gedanke morgens in ein Posting mit 500 Zeichen? Das habe ich mich gefragt und testweise ein neues Morgenseiten-Format kreiert, das in ein Mastodon Posting passt (deswegen auch der Hashtag #500zeichen).

Inzwischen mache ich das seit eineinhalb Jahren. Den ersten Band hälst Du in der Hand. Als Ebook oder Newsletter.

500 Zeichen heisst es passenderweise 😉

37,2 Grad am Morgen

12. Juni 2023.

Es ist heiß im Norden. Noch nicht am Morgen. Dennoch, ich spüre die Hitze schon lauern in den alten Balken des Daches unter dem ich wohne.

Heute morgen blinzel ich in einen blauen Himmel und muss an Philippe Djian denken. Besser: an seinen Helden aus Betty Blue, der sich vor der Zivilisation und dem Kapitalismus und seinen fordernden Regeln zurück zog an die im Sommer sengende Küste Frankreichs.

Immer dieselben Nachrichten wehten in Zeitungsseiten herüber; mal aus Osten, mal aus Westen. Zeitungen gibt es noch, nur lesen will sie keiner unter 40.

Die 37,2 Grad am Morgen haben wir noch nicht. Trotzdem wünsche ich mich auf eine Terrasse mit zerfledderter Hollywoodschaukel. Sitze dann in meinen Gedanken im Unterhemd an der See und gebe keinen Cent für eure Gedanken.

#Morgenseiten #Blog

Diese Morgenseite erschien zuerst in meiner Fediverse Instanz: StPauli.Social

In Altona im Bus

Eine Gruppe Jungs steigt in Altona zu. Alles große Männer, von ihrer Stiefelgröße her gedacht.

Vor einem Jahr war das noch “Gefahrengebiet”, sagt der eine. Die anderen nicken; sie wissen, was das bedeutet.

Gemurmel, „Hihihi“ macht einer —Teenagerkram. Sie steigen aus; einer von ihnen sieht mich kurz an. Ich erkenne Erkennen.

“Grüß Deinen Alten, ja?“, sage ich. Der junge hübsche Kerl nickt.

Kurz ist der coole Mann wieder der Sohn, der früher auf dem Fischi um unsere Knie herum Fußball spielte.