Nackt segeln

Mein Vater liebte es, nackt zu segeln. Den Po direkt auf dem Teakholz und den Schniedel in der bewegten Luft, die nicht nur die Segel umstreicht, sondern auch jeden Quadratzentimeter Haut. Mir war das damals peinlich, so als mitsegelnder Teenager. Obwohl uns sicher niemand sehen konnte, also nicht genau. Dafür waren wir zu weit weg. Vom Land und anderen Seglern. Außerdem war ich, und das ist mir heute auch noch etwas peinlich, ein wenig beeindruckt von dem Gemächt, das mein Vater da so selbstverständlich rumhängen hatte. Ein grosser Penis, braun gebrannt und vom Wind gegerbt. Ich hatte da – meiner Ansicht nach – nicht so viel zu bieten. Und das kann einen pubertierenden Sohn schon fertig machen; allein weil das Nachdenken darüber schon so awkward ist.

Ich nehme das Adjektiv ‘awkward’ einfach mal in meinen deutschen Sprachschatz auf; auch damit nachfolgende Generationen, für die das ganz normal ist, diesen Text entschlüsseln können. Außerdem: wem einmal auffällt, was für eine krasse Buchstabenkombination das ist, der liebt dieses Wort.

Überhaupt liefen in meiner Erinnerung in den 70er Jahren einfach viele Menschen andauernd und wie selbstverständlich nackt herum.

Ich erinnere mich an den Vater einer Freundin, die ich immer zur Schule abholte. Wenn ich klingelte, machte er manchmal die Tür auf. Nackt aber freundlich sagte er dann sowas, wie P. braucht noch ein paar Minuten, komm doch rein. Willst Du noch einen Toast mit Sirup? In der Familie aß man Sirup von Grafschafter. In meiner nicht. Ich habe also an einem Morgen das erste Mal den Penis des Vaters meiner Freundin gesehen und Grafschafter Sirup gegessen. Auf Toast.

Ich mochte ihn nicht. Also den Sirup.

Nacktheit und Selbstverständlichkeit sind mächtige Verbündete, deren Allianz in den letzten 40 Jahren irgendwie zerbrochen scheint. Prüderie breitet sich immer weiter aus. Wieder einmal. Und die Nacktheit weicht; und mit ihr das Frivole. In amerikanischen Serien und Filmen sieht man kaum noch nackte Haut. Angezogen müssen da Liebende übereinander herfallen. In entgrenzter Ekstase, aber mit geschlossenem BH.

Dafür wird die Sprache immer obszöner. Ficken, Blasen, Analverkehr – kaum eine Serie in den USA kommt noch ohne übertriebene Kraftsprache aus. Quasi als Ventil für die visuelle Keuschheit, so kommt es mir zumindest vor. Selbst Serien mit betagten Ü80-Menschen strotzen so vor Urin, Sperma und allen Wegen, wie dieses irgendwo hingelangen kann. Ich finde das anstrengend. Weil das Gesagte so gar nicht zu dem Gesehenen passt. Hat irgendwie seine Harmonie verloren. Also nix gegen Nacktheit – auch die vermeintlich hässliche. Das hier wird ein Plädoyer für sie.

Und dafür, das was ist, zu zeigen. Und das, was gesagt werden soll, zu sagen. Aber nicht, das zu sagen, was eigentlich gezeigt werden sollte.

Mein Guru heisst „Dieter“, Dieter Lange

Ich habe heute einen dieser Youtube-Lebensverbesserungsgurus in mein digitales Herz geschlossen. Dieter Lange heisst er und ist der König der Aphoristiker unter den Life-Coaches. Das sind meist slicke, schlanke (lustigerweise meist blonde) Männer, die einen glücklich, erfolgreich und sexy machen – weil sie das selber sind.

Dieter Lange – Super-Guru

Dieter ist anders, ein wenig. Er war schon an allen Enden der Welt, bei Schamanen, in Klöstern und Wüsten. Dieter droppt dabei krasse Celebrity-Bekanntschaften. Dieter Lange erzählt von Robert Redford so,  wie wir zum Bäcker gehen und nebenbei unseren DHL-Paketbeamten begrüßen, der schon früh am Morgen schwere Pakete in Hausflure wuchtet. Er und Robert. Zu zweit am Ozean, der Kante der Welt, in mehrfacher Hinsicht; beide mit dem weiten Blick.

Ich mag solche Leute nicht, könnt ihr euch ja denken; da stellen sich bei mir alle Nackenhaare auf. Blender (ich bin ja selbst Coach) und Snobs (immerhin komme ich aus Blankenese und entstamme einem Adelsgeschlecht, dessen Titel ich tragen würde, wäre das Leben im Mittelalter ein wenig matriarchaler gewesen), also kurz: Leute wie Dieter und ich erkennen einander schnell. Und sie mögen sich selten. Vermutlich.

Nun bin ich aber backen geblieben am Dieter Lange. Zuerst, weil ich von der Show an sich fasziniert bin, und auch ein wenig beeindruckt, wie Dieter Versatzstücke aus deutscher Lyrik, asiatischer Religion und indischer Lebenslehre immer wieder neu zusammensetzt. Das müssen jetzt zwei gute Dutzend Videos sein, die man online von ihm findet – und alle sind irgendwie gleich und doch ein wenig anders.

Nach ein paar Wochen YouTube-bingen offenbart er sich mir dann. Auf zwei Arten, die mich langsam glauben lassen, wir kennen uns. Dieter ist ein Selfmade Mann, um die 60, der nur Lederschuhe allererster Güte trägt. Er ist der Typ “Manufactum”, der beides – Gürtel und Hosenträger – trägt, und der nur das beste kauft, wenn es um Sportwagen und ungarische Luxusschuhe geht. Er kauft einfach immer ein Paar mehr von allem, damit ihm im Leben die Freude am Fahren nicht ausgeht und die Freude am erleuchteten Gehen erhalten bleibt. Diesen Teil von Dieter mag ich immer noch nicht.

Doch dann erzählt er von seinem Vater und dem Druck, dem krassen Erfolgsdruck, unter den er Dieter setzte. Höher, weiter, schneller. Er macht als junger Mann Karriere – bei Unilever. Der Arme, ich beginne mitzufühlen. Dann spürt er: das kann es nicht gewesen sein. Und macht sich vom Acker. Ab in die tiefste Wüste und die höchsten Gebirge. Aufsaugen, heilen, wach werden ..; das Übliche halt.

Alles ziemlich analog. Auch seine Seminare. Da wirkt er zwischen den slicken Beratern, die keinen Hehl machen, aus gar nix, richtig echt.

Screenshot: YouTube. Dieter Lange bei einem slicken Typen

Während Corona macht Dieter viele Videos mit diesen slicken Typen; eine Art “Muss-ja”, erkennt man in seiner Körperhaltung. Richtig verliebt bin ich in die Stellen, in denen er auf das Digitale einsticht, sauber und präzise – aber eben in einem digitalen Format. Und dann merkt er das und eiert ein wenig knautschig drum herum. Ich küsse derweil den Boden, auf dem er wandelt.

Nun, im übertragenen, digitalen Sinne. Denn er ist ja nicht bei mir. Nur via Youtube.

Ich wünschte, ich könnte mir die Teta-Seminare leisten; eins bis vier – das letzte findet in einer Wüste statt. Ohne Handy, ohne Empfang, ohne digitalen Bullshit. Nur mit Dieter und 20 erfolgreichen Menschen. Nur mal so; Mäuschen spielen. Bei Dieter könnte ich so sein, wie ich wirklich bin. Denn blenden kann der Mann viel besser. Denk dran, höre ich Dieter sagen: “2 Paar gute Schuhe mitnehmen”.



Blankeneser Osterfeuer: Anarchie ist machbar, Hangnachbar!

Jedes Jahr wetteifern in Blankenese bis zu vier Großfeuer miteinander. Sie heißen Viereck, Knüll, Osten und Mühlenberg. Aufgebaut werden sie von den Familien, die am Hang wohnen. Bei welchem Feuer man hilft, hängt davon ab, wo man in Blankenese wohnt. Meine Familie beispielsweise gehört zum Viereck-Feuer. Einen zentralen Veranstalter gibt es nicht. Anders als bei Demonstrationen oder Dorffesten anderer Art gibt es keinen Anmelder. So was hat man nie gebraucht, und irgendwie wurde das auch von den Hamburger Behörden nie vermisst. Bis zum Jahr 2016.

Osterfeuer "Viereck" in Blankenese. Foto: Philip H.
Osterfeuer Viereck in Blankenese. Foto: Philip H.

Schon am frühen Sonnabendmorgen, das Holz wurde gerade kunstvoll Lage um Lage um einen Mittelmast gestapelt, bekamen die Osterfeueraufbauer Besuch von der Polizei. Wer denn der Verantwortliche sei, wurde gefragt. Mit der Antwort, dass es wie üblich keinen gebe, gab sich der Beamte zunächst zufrieden. Später am Tag, der gewaltige Turm des Viereck-Feuers hatte schon eine beträchtliche Höhe erreicht, kam er allerdings wieder.

Es sei verfügt worden, dass die Feuer maximal fünf Meter hoch sein dürften, teilte der Polizist mit. Die Feuerbauer hätten ihren Mittelmast auf die geforderte Länge abzuschneiden. Die Anwohner am Viereck-Feuer beratschlagten kurz und weigerten sich dann, ihren Mittelmast abzuschneiden. Schließlich hing an ihm auch die Puppe, die symbolisch für den Winter steht, der bei diesem Brauch vertrieben werden soll. Das hatte es noch nie gegeben! Mehr noch als die Konsequenzen eines zivilen Ungehorsams fürchteten sich die Blankeneser davor, den eigenen Aufbau zu zerstümmeln. Es wäre eine Blamage im Wettbewerb um das höchste Feuer geworden. Denn auch darum geht es bei dieser Tradition. Ein zu mickriges Feuer kann noch auf Wochen für Gesprächsstoff unter den Nachbarn sorgen.

Die Osterfeuer am Strand an der Elbe in Blankenese in Hamburg
Photo credit: Markus Mross on Visualhunt

Bis auf das Knüll-Feuer, früher das Rockerfeuer in Blankenese, weigerten sich alle Osterfeuer, ihren Mittelmast zu kappen. Lieber würden sie auf das Anzünden verzichten, teilten sie mit. Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt schon zahlreiche der über 10.000 Gäste angereist. Die Feuerwehr und die Hamburg Port Authority entschlossen sich so nämlich zumindest dazu, das Viereck-Feuer zu genehmigen, natürlich unter strenger Aufsicht. Wegen des starken Südostwindes und des enormen Funkenfluges wurden das Osten- und das Mühlenberg-Feuer zunächst nicht angezündet. Das Feuer am Knüll wurde trotz entschärfter Höhe fünf Mal in dieser Nacht abgelöscht, weil es der Feuerwehr zu gefährlich erschien. Vielleicht lagen sie damit richtig, viele der Maßnahmen im Vorfeld  aber waren sicherlich unnötig.

Die Blankeneser haben ihre Feuer dennoch gefeiert. Vielleicht in dieser Form zum letzten Mal.

Wenn sich in Zukunft keine Entspannung einstellt zwischen Behörde und Anwohnern, nimmt diese Tradition womöglich bald ein Ende. Ein weiteres Kapitel einer technokratisierten Welt, in der Behörden ihre Haftungsrisiken begrenzen wollen und dafür das, was wir bislang als öffentliches Leben wahrgenommen haben, opfern. Ein schleichender Wahnsinn. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, dass wir Verbote und Regulierungen kaum noch hinterfragen. Gemeinwesen übernehmen keine Verantwortung mehr. Die wird in Form von Drohungen und Verboten auf das Individuum abgeschoben.

AIDA Kreuzfahrtschiff vor dem Blankeneser Osterfeuer. Foto: Philip H.
Aida-Kreuzfahrtschiff vor dem Blankeneser Osterfeuer. Foto: Philip H.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurde man nicht genötigt, den gesamten Flug angeschnallt zu bleiben, weil etwas passieren könnte. Das war jedem selbst überlassen. Auch das anfangs erwähnte Vergnügen auf der zugefrorenen Alster, mit Buden und Glühwein, wird in dieser von Angst geprägten Welt unmöglich. Dem öffentlichen Leben in Hamburg schadet das enorm. Mit den Osterfeuern droht es eine weitere unverfälschte Tradition zu verlieren.

Insofern freue ich mich über die unbeugsamen Blankeneser, über meine Nachbarn. Wie man hört, fragten die Erbauer des Feuers Osten noch am Sonntagvormittag bei der Feuerwehr nach einer Genehmigung.

Zwei Rillen

27. Januar

Der Kaffee dampft gemütlich in der Küche, als ich mein Bewusstsein verliere. Das weiss ich noch, das mit dem Kaffee, auch weil ich mir dabei zusehen kann, wie ich auf dem Boden aufschlage.

Ich sehe mich nicht von Außen, wie Augenzeugen das im Fernsehen so berichten, wenn mal wieder das Leben nach dem Tod, der Nahtod als grummeliger Wiedergänger in den 23:00 Uhr Slot gepresst wird. Nein, eher schaue ich aus mir heraus. Fallen tut wer anderes. Leise umhüllt mich eine grünschwarze Metalligkeit, durch die alle Welt in den Dark Mode wechselt.

Wenn ich je einen Kaffee gebraucht hätte, dann jetzt.

Hab ich eine saubere Unterhose an?, die Frage schlendert ganz unschuldig in meinen noch immer staunenden Geist. Ich wusste gar nicht, dass ich so nüchtern sein kann. Und bin erleichtert. Ja. Alles in Ordnung an dieser Front. Vor gut 20 Jahren habe ich alle Notunterhosen aus meinem Stoffschatz entfernt. Wiederum 20 Jahre nach den eindringlichen Ratschlägen meiner Großmutter, die nicht müde wurde zu warnen: “Jung, wenn du mal n Unfall hast und mit dieser zerrissenen Unterbüx ins Krankenhaus kommst, dann ist das bannig peinlich”.

Das war ihr wichtig: gepflegt verunfallen.

Als ich so da liege und aus mir heraus schaue, frage ich mich zwei Dinge gleichzeitig. Das kannte ich so noch nicht von mir; als ob zwei Schichten Denken in meinem Kopf sich drehen. Nicht mit derselben Geschwindigkeit, eher so, wie die Anzeige an meinem alten Technics Plattenspieler, die gegenläufig sich visuell zu einer schwebenden Rille formt, um anzuzeigen, ob der Plattenteller zu schnell oder zu langsam läuft. Das war damals noch jedem selbst überlassen, wie er sein Leben einstellt: schnell oder langsam; fliehend oder leiernd.

Ist das eigentlich OK, wenn man 20 Jahre braucht, um Omas Weisheiten auch umzusetzen?

Es klingelt an der Haustür, aber ich kann mich nicht rühren. Ich blinzle noch nicht einmal. Auch der Ton, der von meinem Trommelfell in meinen Geist drückt, hat diese blau metallic Farbe. Ich kann den Ton sehen, nur antworten, das müsste der andere Ich. Aber der hat ja das Bewusstsein verloren.

Die Ruhe, die mich umgibt hält sich vornehm zurück. Drückt nicht und hält mich doch umfangen. Mich beruhigt dieser grünschwarze Filter vor der Welt ungemein. Ich muss nicht einmal schwer atmen. Kalt ist mir auch nicht, obwohl es in unserer Wohnung empfindlich an den Füßen zieht im Winter. Und wir hatten eben ja noch Januar.

Ich komme zu mir und schlage mein zweites Paar Augen auf. Langsam fährt der andere wieder hoch, der sich seit ein paar Minuten meinen Körper mit mir teilt. Die andere Rille scheint verwirrt, läuft aber immer schneller. Linksrum. Ich versuche mich anzupassen, uns in Einklang zu bringen bei 33 Umdrehungen pro Minute.

Wenn er schaut ist die Welt eher milchig, bevor sie jetzt klarer wird und so aussieht, wie ich mein Wohnzimmer erinnere. Das Röcheln der Kaffeemaschine hören wir bevor wir zweimal tief einatmen.

Ich nehme mir vor, mich mir vorzustellen, sobald wir aufgestanden sind.

Zurück nach Westerland

Morgenseiten vom 29. Dezember

Dein Name auf einer Kaffeetasse, das ist geblieben. Von den Sonnenstrahlen, dem Sand zwischen unseren Zehen, der bei jedem Schritt ein wenig hochgedrückt wird, wie Brotteig. Von den klaren Spuren, die wir auf unseren Spaziergängen an der Kante zur See hinterlassen haben, ist nichts mehr übrig. Wenn der Schlager recht behält, ist die Ordnung wieder hergestellt. Keine Spuren im Sand sind von Dauer. Namen auf Tassen hat noch keiner besungen. Das beschützt sie vor der Willkür und dem Schmerz der Nostalgie.

Die Regentropfen von letzter Nacht, nach ihrer Metamorphose von tosender Nordsee zu norddeutschem Nieselregen erschöpft, hängen lustlos an der Gartenbank. Jederzeit bereit, zu fallen. Sich ein weiteres Mal zu wandeln, in Grundwasser oder so. Überlegen vielleicht, sich der Flottbek anschliessen oder der Teufelsbek. Sinnig sich in die Elbe gleitend wieder in der Nordsee aufgehen; das ist ein Plan, ein guter wie ich finde. Ob P. davon weiss? “Wasser plant nicht”, würde sie sagen. Und ohne den Kreislauf näher verstehen zu wollen, uns noch einen Kaffee aufbrühen. Mit springend kochendem Wasser, das wütend über die zerfetzten Kaffeebohnen herfallen würde; von einer Flut an Erinnerungen betäubt, betrogen um die Reise zurück nach Westerland.

Photo credit: andreas.zachmann on Visualhunt

Original Morgenseiten

Die Idee ist einfach. Der Morgen ist noch frisch, der Tag ist jung. Da stechen noch nicht so viele Sorgen und Eindrücke in das weiche Fleisch meines Geistes. Die beste Zeit zu schreiben, hat jemand einst bestimmt. Und tatsächlich gibt es eine lange Tradition der so genannten “Morgenseiten”.

Was sind die Morgenseiten?

Das Schreiben von Morgenseiten ist eine Methode des Automatischen Schreibens, bekannt geworden aus dem Buch The Artist‘s Way von Julia Cameron. Dieses Buch lehrt zerrüttete und verunsicherte Autoren und Künstler, auf den Pfad der Kreativität zurückzukehren und sich von der Angst zu lösen, die sie hindert und quält (Stichwort: Angst vor dem weißen Blatt Papier).

Morgenseiten zu schreiben, soll Künstler ermutigen, die inneren und äußeren Stimmen zu überwinden, die Negativität verbreiten.

Du bist nicht gut genug.
Jeder ist besser als du.
Du bist unwürdig, deine Arbeit ist unwürdig, warum also die Mühe?
Es hat keinen Sinn, es zu versuchen – du wirst nur scheitern.

Julia Cameron

Die Morgenseiten wurden ursprünglich entwickelt, um Künstlern zu helfen, ihre kreativen Blockaden zu durchbrechen und wieder ein kreatives Leben zu führen. Die Kraft der Morgenseiten beschränkt sich jedoch nicht nur auf kreative Tätigkeiten. Diese Technik des Tagebuchschreibens ist für jeden Aspekt des Lebens wertvoll, von der Ehe über die Kindererziehung bis hin zu den täglichen Stressfaktoren bei der Arbeit. Jeder kann damit beginnen, Morgenseiten zu schreiben, um seinem Leben Klarheit, Fokus und Richtung zu geben.

Morgenseiten in der Literatur: eine Form der Ecriture Automatique

Morgenseiten sind eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sagt mein Freund C. – und der kennt sich aus. Ich mache das aber anders und teile meine Morgenseiten hier im Blog oder per E-Mail Newsletter.

Wieviel schreibe ich denn eigentlich auf so eine Morgenseite?

Wieviel ist eine Seite in Zeiten von Docs? Google fragen, Google antwortet. Mit geliehenem Wissen. 500 Wörter sind eine Seite. In zwölf Punkt. Punkt.

Morgenseiten als E-Book

Ich schreibe Morgenseiten in Form des Automatischen Schreibens; und Du kannst das Entstehen eines „Original Morgenseiten“ Ebooks hier verfolgen.

2021 – The Return of Disco

Kosmische neue Vorsätze im Seuchenjahr 2021

2021 – the Return of Disco – wenn wir im Sommer wieder zusammen zappeln koennen

Der zweite Trailer / live on Tape Trailer für meinen neuen Podcast „Super POP“. Nachdem POP-Journalisten 2020 als Revival-Jahr des Disco feiern, was kommt dann 2021, wenn wir im Sommer wieder zusammen zappeln koennen?



Solo-Podcast Gedanken zum neuen Jahr. Ich wünsche euch alles Gute auf dass eure schraegen und besten Wüsche alle in Erfüllung gehen.

Weiterlesen:

Könnte Disco dem Pop die Zukunft ebnen?/ Could Disco Pave Pop’s Future?

Muss gehen, will laufen

HC Andersen Gedicht ins Hawaiianische übersetzt und dann ins Deutsche…

Es kommt nichts wieder – alles verfliegt mit dem Wind. Das Rosige auf Deiner Wange wird vergehen. Deine Tränen gleich mit.

Warum traurig sein – die Schwere und der Kummer verschwinden doch auch.

Alles muss gehen, des Löwen Kraft und der Mann an Deiner Seite.

Alles ist verloren – verliert sich.

Jugend, die Zukunft ist noch Dein Freund. Doch wenn der Wind so weiter weht, kommt nichts zurück.

Frei nach H.C. Andersen, Übersetzung Erik Hauth, in Odense 2021.

Schwarz weiß

Inzwischen hatte er sich beinahe daran gewöhnt, daß die Cherrytomaten vor ihm auf dem Tisch wie Sauerkirschen aussahen. Die abgeschnittene Hortensie wuchs nicht mehr, anders als Tulpen in ihrem feuchten Grab. So öffentlich tot, dass er sich nun, da „der Zustand“, wie er ihn nannte, seit mehreren Tagen anhielt, nicht erinnern konnte. An ihre Farbe.

Frühstück in s/w

Er war nirgendwo gegengestossen, nichts tat ihm weh. Auch nicht der grosse Zeh. Ein Gichtanfall war das wohl kaum, eher ein Sichtanfall. Er lachte bitter.

Sein Urin, das war immerhin komisch, schwankte zwischen hellgrau und dem, was ihn an vergilbte Dachpappe erinnerte.

Noch hatte er niemandem erzählt, dass er die Welt nur noch schwarz -weiß sah, in der Hoffnung, dass es im nächsten Moment, am nächsten Morgen einfach verschwand.

Er hatte Western von gestern immer geliebt, aber Teil von Festus Hagens Alltag zu werden, brachte ihn langsam um den Verstand.

Er beschloss hinaus zu gehen, sich auf die Straße zu wagen, auch wenn er gelbe von grünen Lichtern nicht mehr würde unterscheiden können.

Budni erkannte er. Am Logo. Und kaufte nur Dinge, bei denen der Produktname sofort verriet, was drin war. Spaghetti, Bolognese-Sauce (Bio), Lassi – Kräuter, nicht Mango. Den mochte er zwar lieber, aber er hatte Angst, dass das Goldgelb in s/w ihn sofort zum Kotzen brachte.

An der Kasse dann der Schock. Die übergewichtige Verkäuferin, die sich an ihm vorbei drängte und allen in der Schlange zurief, „Kasse drei macht auf“, war in Farbe. Sie lächelte ihn an, als er vor ihrer Kasse den Halt verlor und in den Stapel braune Kuchen fiel, der hinter ihm stand. KEMMSCHE stand drauf und die hatte schon seine Oma immer in den Kaffee gestippt.

Knöf.

Photo credit: fraggy on VisualHunt.com

Mit der Kraft ist das so eine Sache, sagte mein Großvater immer. Sie gehorcht nur wild, steckt fest in eines Mannes Arm. Deswegen nennt man viele von ihnen vielleicht auch Armee?, wer weiß.  

Was ich weiß: sie vergeht. Ist im übernächsten Dorf so wenig zu spüren, wie im Übermorgen.

Keep on blogging in a free world #facebookdown

Einsam surren die Server der größten privatwirtschaftlichen Nation in ihren Bunkern. Keiner erinnert sich an ihre Namen.

Wir, die wir auch von Auflösung bedroht sind, wenn man unsere Namen vergisst, stehen draussen vorm Silo und wundern uns: wo sind unsere Freunde, wo sind all die Momente unseres Lebens hin?

Sie sind noch da; wir können sie nur nicht sehen. Ein digitales Babel. DNS Server, die nicht auflösen. Hilflose Gesellen, ohne festen Wohnsitz.