Juni Der längste Tag. Ich saß noch um zehn Uhr abends am See unten im Park und schaute den Bäumen beim sein zu. Wie dicht und grün alles ist, auf dem Höhepunkt – trotz Regenmangels. Nachts – es war kurz dunkel – wischte gleissendes Weiß über meine Augen. Erst im Traum, dann ganz wach. Das […]
Kategorie: 500 Zeichen
Gipfelwillen
Solange Du bergauf läufst, kletterst, kraxelst, rennst, dich schleppst- alles von dir, auch das Überdrüssige, solange kannst du dir, voll mit Adrenalin, Gipfelwillen und Nackenschmerz, die Leere nicht vorstellen, die dich anspringt, wenn du erst Mal vom Gipfel hinab schaust ins schattige Tal. In jede Richtung gehts bergab. Die Motivation, der Preis, der dich trieb, […]
Mopo und Konstanze
„Konstanz ist eine hübsche Stadt am Bodensee, … Konstanz ist aber auch etwas, was sich jeder Trainer … wünscht“ — Artikeleröffnungen sind eine heikle Sache. Versemmelt man schon den Anfang, verteilen viele Leser schnell „Prügel“ (Bayern), und das macht „Aua“ (Westfalen). Was die Mopo hier geritten hat? Vielleicht der Gedanke an ein „Sargleben“. Ist nicht […]
Cloaking device
Wenn zwei dasselbe anschauen, sehen sie nicht das Gleiche. Und das kann mensch sich zunutze machen. Lese heute morgen wie #KI im Dienste der #Kunst, andere KI verwirrt. Um die Kunst zu schützen vor allzu billiger Imitation. Lernmodellmimikri. Mensch hat Angst. Muss an einen Witz denken, der gar nicht witzig ist, und eben deswegen einer: […]
Notarzt
Ich glaube ich bestelle mir einen Notarzt. Die sind immer so nett; und offensichtlich freuen sie sich, wenn zur Abwechslung mal nur eine Atemnot oder eine allergische Reaktion behandelt werden muss. Meiner heute war ein großer schwarzhaariger Mann mit warmen weichen Händen und einem kräftigen Händedruck. Er trug keine Handschuhe oder Maske; was bin ich […]
Weihnachtsfeier
Charles Bukowski ruft an, das höre ich schon am Klingeln. „Scheiss-Weihnachtsfeier“, ruft er in den Hörer an seinem Ende. „Ich mag keine Leute, die feiern, fressen, feixen“, wettert er weiter. „Auf Kommando lustig sein macht mir Angst. Brezeln sich auf und lachen gekünstelt, tanzen staksig. Sie denken, sie wären dabei sexy, cool und schön, und […]
Hölle
Ich habe in einem Radio-Feature im DLF (den höre ich abundan beim Autofahren) einem Theologen zugehört, der die „Hölle“ erklärte. Die steckt mir seitdem im Kopf. Die Hölle bezeichnete er als Ausdruck unseres Unvermögens als Menschen, unser Bild, das sich andere von uns machen, nach unserem Tod zu beeinflussen, ggf. durch Verhalten zu korrigieren. Ich […]
Noch 106 Tage
Ich habe mir gestern drei Folgen „Star Trek Voyager“ am Stück angesehen. Den Rest des Rotweins vom Wochenende getrunken und eine ganze Tafel Nougatschokolade vertilgt. Dabei mag ich die garnicht so gerne. Für was Neues bei Netflix fehlte mir der Elan. Noch einen Abend „Segelbilder aus dem Sommer schauen“, ertrag ich nicht. Der Winterblues hat […]
Volle Sonne
Minus sechs Grad im #November. Selbst die Wolken scheinen am Himmel festgefroren. Im Osten quält sich ein helloranger Ball aus dem frostigen Bett der Nacht. Gross und rund. Die Nebel über dem Hafen juckt das wenig, zu wenig Wärme schickt die nun volle Sonne nach unten. „Papa, wenn es einen #Vollmond gibt, gibts dann auch […]
Spam-Poesie
Die Geschichte mit dem blinden Huhn und dem Korn passt auch auf Spamtexte, die von russischen, philippinischen oder kigerianischen Botfarmen millionenfach und schlecht übersetzt zu uns geschickt werden. Manchmal ergibt die hanebüchende Übersetzung beim zweiten Hinsehen etwas geradezu poetisches, lassen wir diesen 2. Blick zu. Resigniert selbst das digitale Böse an unserer Menschenwelt, wenn der […]
Morgenrosé
„Morgenrot, got Wedder dot“. Hat Oma immer gesagt. Kunststück, denn im Norden hält gutes Wetter nur kurz. Es sei denn der Wind kommt aus Ost. Dann wird es im Winter knackekalt und im Sommer warm. Bis zu 6 Wochen lang. Das sind diese langen, warmen Sommer, von denen in Erinnerungen und Lindgren-Geschichten die Rede ist. […]
Geister im Radio
Das Morgengrauen kriecht langsam durch Millionen kleiner Tropfen. Ich höre diffuses Tuten aus der Nähe, es kommt unten vom Fluss. Sie spielen einen 25-jährigen Geist im Radio, längst verschwunden wie der Sommer. Ich starre auf die schwarzen kleinen Finger, die entlaubte Bäume vor mir in den Nebel recken. Irgendwie merkwürdig, sich die Stars der eigenen […]