Anweisungen an das Universum

Es ist eine tröstliche Vorstellung – und eine Erfahrung – dass die Dinge sich fügen, wenn man sie loslässt. Seine Wünsche delegiert. An einen Gott, an das Schicksal oder das große Ganze; an das Universum. Und wenn das Universum antworten könnte, dann klingt das in etwa so …

Gelegenheiten stehen vor Deiner Tür.
Neue Freunde sind auf dem Weg zu Dir.
Dringend benötigte Einfälle finden Dich.
Du hast eine weitere Chance.
Es wird heller.
Du fühlst Dich leichter.
Die Liebe wächst.
Bleib ruhig und bereite Dich vor.

Die Welt ist im Begriff, Dich zu erkennen.

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Geliebte Wut

Die Wut, von der er gar nicht sagen konnte, woher sie so plötzlich gekommen war, verzog sich aus seinem Bauch. Zurück blieb ein leichter Druck um seinen Magen, unmöglich war der mit Schmetterlingen zu verwechseln. Ob es am November lag, hatte er sich schon oft gefragt. Andere Menschen verliebten sich im Frühling, der passte viel besser zum Gefühl, als der verwesende Rest des Jahres, dessen Ereignisse wie Torf auf seiner Seele lagen.

Es war schon zehn Uhr vormittags und würde heute nicht mehr richtig hell. Tapfer wehrte er sich gegen den Drang, in die wohlige Tiefe seiner Melancholie einzusickern, die sich nun dort breit machte, wo die Wut Platz gemacht hatte.

Er blickte auf die Balkone gegenüber. Auf die Satelliten-Schüsseln, die alle auf denselben fernen Punkt ausgerichtet waren. Hinter ihnen flackerte kaltes Licht. Die Wiederholung der letzten Wetten dass ..? Sendung vielleicht oder eine türkische Soap Opera? „Geliebte Wut“ weiterlesen

„Fickt euch, ich lackier mir jetzt die Nägel“ #Wellness

„Wellness ist ein bewusster Akt des politischen Widerstandes“ – ein Kraft sammelndes Dafür in einer nervenden Welt des Dagegen. Und so verboten, wie schön:

Konzept-Fotofilm von Noah Sow
Teil von Noah Sows Multimedia Installation „Wellness“.

4 Frauen mit 4 Einwegkameras begehen jede für sich einen Akt der Wellness. „„Fickt euch, ich lackier mir jetzt die Nägel“ #Wellness“ weiterlesen

Eben war ich noch zufrieden…

Zwei Daumen Rasen über die Tastatur meines Gegenüber. Der Blick gesenkt steht der Nacken ungesund schief, während draussen die Welt vorbei zieht.

Ich rieche vertrautes, als der Schaffner mit Kaffee durch den Waggon schlurft. So einen kann ich mir schon lange nicht mehr leisten. Atme kaum, in der Hoffnung, dass sich der Duft in meiner Nase nicht zu schnell verflüchtigt. Verflucht, eben fehlte mir doch noch gar nichts, habe fröhlich in die Welt geschaut, meinen Gegenüber beim Leben zugesehen, trotz aller Schikanen. Und nun bekomme ich den Duft dieses verdammten Kaffees nicht aus meinen Sinnen.

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