Der Efeu blüht, es ist Ende Oktober — ein Tag vor Halloween. Ein wanderndes Volk Bienen schwirrt und sitzt seit vorgestern in der Hecke. Ein Gebrumm wie Sommerfrische. Die Sonne versteckt sich währenddessen hinter Nebelschwaden, an denen unermüdlich ein Tiefausläufer reißt. Über den Bienen biegt ein Schwarm Gänse nach Südwesten ab. Immer schräg gegen den Wind. […]
Schlagwort: Morgenseiten
Richtig loslassen
Loslassen ist ein Tuwort. Tu die Dinge, die Du loswerden willst, die von gestern und davor in eine Schale und zünde sie an. Oder laufe nackt mit Räucherstäbchen durch deine Bude und vertreibe ihren letzten Fitzel Duft, egal, was die Nachbarin denkt. Zelebriere – mit echten Sachen, hefte das Verbrauchte an ein Objekt — einen […]
1 Jahr 500 Zeichen
Ein Jahr #500Zeichen im Fediverse und im Blog. Was als kleines Formatexperiment begann, ist immer noch eines, nur dass mehr als 250 Menschen den mehrtäglichen Posts per Newsletter oder bei Mastodon folgen. Fünf von euch haben mich bei SteadyHQ oder Ko-Fi sogar mit nem Kaffeegeld versorgt. Dazke dafür. Ich überlege, ob ich das Format überarbeiten […]
In meiner Familie haben wir ein festes Datum für den Frühlingsbeginn. Bei uns fängt der Frühling am 18. März an, dem Geburtstag meiner Schwiegermutter. Bei der kurzen Recherche zu ihrer Geburtstagskarte fiel mir auf, dass es DEN Frühlingsanfang gar nicht gibt. Es kommt ganz darauf an, an wen oder was man glaubt (oder die vor […]
Morgensegeln
6:00 Uhr: Leinen los Lyø. Kaum Wind. Das Schiff schlupt leise mit drei Seemeilen/h durch die dänische Sydsee und ich denke mir: so ein Morgen hat was. Wenige andere Yachten sind so früh unterwegs – der Dunst der Nacht liegt noch näckig über dem nahen Land. Ein paar Kühe stehen schräg an einem Abhang neben […]
Heiligabendmorgen
Es gibt keinen magischeren Morgen als den an Heiligabend. Die Hektik liegt noch faul auf der Lauer; macht Platz einem schweifenden Blick, über die Welt wie sie im letzten Jahr war. Denken wird hier überschätzt, weswegen wir lieber fühlen. Eine Verbundenheit mit den Anderen, Genossinnen im Eben — eben dieser Zeit und diesem Raum. Die […]
Bumshell
Juni Der längste Tag. Ich saß noch um zehn Uhr abends am See unten im Park und schaute den Bäumen beim sein zu. Wie dicht und grün alles ist, auf dem Höhepunkt – trotz Regenmangels. Nachts – es war kurz dunkel – wischte gleissendes Weiß über meine Augen. Erst im Traum, dann ganz wach. Das […]
Gipfelwillen
Solange Du bergauf läufst, kletterst, kraxelst, rennst, dich schleppst- alles von dir, auch das Überdrüssige, solange kannst du dir, voll mit Adrenalin, Gipfelwillen und Nackenschmerz, die Leere nicht vorstellen, die dich anspringt, wenn du erst Mal vom Gipfel hinab schaust ins schattige Tal. In jede Richtung gehts bergab. Die Motivation, der Preis, der dich trieb, […]
Mopo und Konstanze
„Konstanz ist eine hübsche Stadt am Bodensee, … Konstanz ist aber auch etwas, was sich jeder Trainer … wünscht“ — Artikeleröffnungen sind eine heikle Sache. Versemmelt man schon den Anfang, verteilen viele Leser schnell „Prügel“ (Bayern), und das macht „Aua“ (Westfalen). Was die Mopo hier geritten hat? Vielleicht der Gedanke an ein „Sargleben“. Ist nicht […]
Cloaking device
Wenn zwei dasselbe anschauen, sehen sie nicht das Gleiche. Und das kann mensch sich zunutze machen. Lese heute morgen wie #KI im Dienste der #Kunst, andere KI verwirrt. Um die Kunst zu schützen vor allzu billiger Imitation. Lernmodellmimikri. Mensch hat Angst. Muss an einen Witz denken, der gar nicht witzig ist, und eben deswegen einer: […]
Notarzt
Ich glaube ich bestelle mir einen Notarzt. Die sind immer so nett; und offensichtlich freuen sie sich, wenn zur Abwechslung mal nur eine Atemnot oder eine allergische Reaktion behandelt werden muss. Meiner heute war ein großer schwarzhaariger Mann mit warmen weichen Händen und einem kräftigen Händedruck. Er trug keine Handschuhe oder Maske; was bin ich […]
Hölle
Ich habe in einem Radio-Feature im DLF (den höre ich abundan beim Autofahren) einem Theologen zugehört, der die „Hölle“ erklärte. Die steckt mir seitdem im Kopf. Die Hölle bezeichnete er als Ausdruck unseres Unvermögens als Menschen, unser Bild, das sich andere von uns machen, nach unserem Tod zu beeinflussen, ggf. durch Verhalten zu korrigieren. Ich […]