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Auf Reisen

Mallorcas versteckter Ursprung

Can Pastilla, lebendiger Wind aus Südwest, 21 Grad. Sonnig.

Mallorca, vor allem die ehemaligen Dörfer östlich von Palma, das ist Ballermann. So stellt man es sich vor, und so ist es auch — in der Saison.

Ende März beginnt die Saison erst, ganz langsam, was man an den flink vorbei huschenden Gruppen Rennradfahrern zuerst merkt.

Die Menschen sind noch ganz frisch, wie die Nächte am Strand von Can Pastilla. Am Sonntag Abend trifft sich das Dorf am Strand und findet sich in Pärchen oder in Gruppen zum Sonnenuntergang ein.

Klar, hier ist alles auf touristischen Konsum getrimmt, schon lange — und lange wirds auch nicht mehr dauern, bis die Pauschal-Horden Nordeuropas über Can Pastilla und El Arenal herfallen, ihren Sangriatribut fordern.

Trotzdem finde ich überall Reste vom alten mallorquinischen Dorf, das sich hinter aufgefädelten Souvenirshops scheu ans Licht traut.

Nur ein paar Meter vom Strand, in der zweiten Reihe, liegt in der offenen Mittagsonne der Dorfplatz mit einer kleinen Kirche. Eine Obdachlose döst dick eingemummelt, laute Einheimische streiten in der Bodega am Rande des Platzes über irgendwas.

Wahrscheinlich über die Sturmprobleme ihres lokalen Fussballvereins. Die wesentlichen Probleme sind doch überall dieselben: hinten nicht dicht genug und vorne keinen Knipser. (Sorry Jackson, das konnte ich dir nicht ersparen)

Atletico Balears, der Underdog unter Palmas Klubs, spielt inzwischen in der 4. Liga. Eine Art Altona 93 der Insel. Sehr sympathisch.

Frito Mallorquin

Es gibt allerdings nichts, was den Ursprung Mallorcas besser beschreibt, als das wieder einsickern von mallorquinischer Küche.

Seit Ende der Siebziger, als die Schinkenstraße ihren Namen bekam und die lokalen Imbissionistas das „echt German Schnitzel“ entdeckten, schleicht sich die echte mallorqinische Küche zurück in die Speisekarten.

Wie überall auf der Welt findet man auch an der Platja de Palma die besten Restaurants in der zweiten Reihe. Wobei; eine Ausnahme gibt’s: direkt am Yachthafen liegt das Restaurant Nogués.

Als ich frage, wie lange die Küche kocht heute Abend und ob es Frito gibt, höre ich seis y media (halb Sieben, es ist eben noch Vorsaison) und ein Lächeln huscht über das sonst strenge Gesicht der Wirtin; wir machen das hier frisch und nach altem Rezept.

Für Vegetarier ist Frito nix. Herz, Nieren, Leber und sonst alles, was beim Schlachten übrig bleibt, wird mit Patatas in Olivenöl frittiert. Das macht satt. So satt, dass man beinahe zwingend einen Hierbas secas braucht. Den lokalen Kräuterschnaps.

Morgen streune ich wieder durch den Yachthafen und stelle mir vor, wie ich mal einen Winter hier verbringe: an den Moorings von Can Pastilla.

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Von Erik H.

Autor + Podcaster; liebt Segeln + den FC Sankt Pauli.
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2 Antworten auf „Mallorcas versteckter Ursprung“

Mallorca, wie ich es liebe. In der tiefsten Vor- oder Nachsaison. Wir waren zuletzt mal über Weihnachten dort, oben im Nordosten. Alcudia war wie ein Lost Place, fast schon unheimlich.

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